Lärm macht krank – Gedanken zum „Tag gegen Lärm“

© Foto: Bernd Wachtmeister/pixelio.de

 

Der 26. April ist dem Kampf gegen den Lärm gewidmet. Die Deutsche Gesellschaft für Akustik e.V. möchte mit diesem Aktionstag dazu beitragen, dass „Bürger und Bürgerinnen sachkundig Lärmprobleme lösen können.“  Ziel soll  sein, die Bevölkerung jeden Alters vielseitig über die unterschiedlichen Lärmbelastungen und ihre Folgen zu informieren. Man appelliert: „ Machen auch Sie mit und tragen Sie durch Ihre Aktion zu einer kontinuierlichen Aufklärung über Schall und seine Auswirkungen bei“.

Wie sieht die Realität bei uns aus und was steht bei uns im Vordergrund? Viele Leidtragende fürchten es schon: Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus und getunte Motorräder und Sportwagen fahren aus. Es röhrt, heult, knattert, quietscht.

Wussten Sie …

  • dass  ein Drittel der Bevölkerung Deutschlands sich von Straßenlärm belästigt fühlt,
  • dass Lärm das Risiko für Bluthochdruck, Herz-/Kreislaufbeschwerden, Allergien und Migräne erhöht,
  • dass viele Motorräder und PKWs mit Sportauspuff deutlich lauter sind als z.B. Rasenmäher mit Benzinmotor?

Sicher wissen Sie,

dass es beim Betrieb von privaten Rasenmähern, Motorsensen, Laubbläsern, Motorsägen, Trennmaschinen, Presslufthämmer etc. klare Regelungen gibt: Sie dürfen an Werktagen zwischen 20 und 7 Uhr nicht betrieben werden und an Sonn- und Feiertagen überhaupt nicht. Solche Regeln gibt es für laute Fahrzeuge nicht.

Umweltbundesamt und BUND haben festgestellt, dass rund ein Drittel der Motorräder deutlich zu laut ist. Wenn die Lärmklappe des Motorrades geöffnet wird, wird der für LKWs gültige Grenzwert von 80 Dezibel oft um das Doppelte, sogar um das Dreifache, überschritten und erreicht dann bis 100 Dezibel. Eine Zunahme um 10 Dezibel entspricht einer Verdoppelung der Lautstärke. Mit 100 Dezibel ist dann die Lautstärke eines Presslufthammers erreicht,  ein PKW liegt deutlich darunter, selbst ein schwerer LKW erreicht nur 90 Dezibel. Übertroffen werden die Werte noch von einer Kettensäge oder einem Düsenjäger, was aber über die Schmerzgrenze hinausgeht.

Sind  alle  Motorradfahrer und Sportwagenfahrer Raser und Lärmterroristen?

Ganz klar nein. Den meisten Motorrad- und Sportwagen-Fans geht es bei ihren Ausfahrten hauptsächlich um das Gefühl von Freiheit und die Nähe zur Natur. Sie fahren innerorts rücksichtsvoll, nicht hochtourig und beschleunigen nicht rasant.

Leider gibt es auch eine Minderheit von Fahrzeugführern, die davon nichts halten.

Leidtragende des Lärms sind Anwohner beliebter Ausflugsstrecken, aber auch von vermeintlich ruhigen Nebenstraßen. Es wird beobachtet, dass gerade hier im Murgtal einzelne Krachmacher oder kleine Gruppen (auf zwei oder vier Rädern) immer wieder mit kilometerweit schallendem Lärm unterwegs sind.

Was hilft den lärmgeplagten Bürgern?  

2016 wurden strengere Grenzwerte für Motorräder erlassen, allerdings nur für neu zugelassene Modelle. Bestandsfahrzeuge fallen nicht unter diese Neuregelung. Nur bei Autos sind Lärmklappen seit 2016 bei neu zugelassenen Fahrzeugen verboten.

Was können die Behörden tun?

Sie haben die Möglichkeit, Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuführen (wie immer gilt das physikalische Prinzip „Je langsamer desto leiser“), Ordnungsamt und Polizei können kontrollieren und Verstöße ahnden.

Was ist erreicht worden?

Viele Städte und Gemeinden haben Lärmschutzmaßnahmen durchgeführt oder sind noch dabei. Es gibt den Lärmaktionsplan im Weisenbacher Gemeinderat, Tempo 30-Pläne für die B3 in Rastatt-Münchfeld, den Erfolg der Loffenauer Bürgerinitiative mit Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den Zufahrtsstraßen und Hinweisschildern mit Bitte um Rücksichtnahme angesichts von 2 000 Motorrädern pro Tag, die an schönen Tagen auf der kurvenreichen L 564 unterwegs sind. Nicht zuletzt in Ottenau wurde mit Flüsterasphalt und  Lärmschutzwand den Bürgern entgegengekommen. Es gibt in Gaggenau die kommunale Gesundheitsstrategie, und es bleibt zu hoffen, dass beim Streben nach mehr Lebensqualität das Thema Lärm gebührende Aufmerksamkeit erhält.

Was sehen wir als Widerspruch?

Einerseits gibt der Staat viel Geld für Lärmschutzmaßnahmen aus. Andererseits stellt sich die Frage, warum viele Motorräder und Autos bewusst lauter gemacht werden.

Hotspots Gaggenau: Wer ist betroffen?

Sie, liebe Leser, sind aufgerufen, uns mitzuteilen, wo Sie in Gaggenau unter Lärmbelästigung leiden, damit wir die neuralgischen Punkte feststellen können. Bitte nehmen Sie mit uns Kontakt auf. Ihre Daten werden vertraulich behandelt.

Email: verkehrslaerm-gaggenau@web.de

Quelle: www.tag-gegen-laerm.de/info-tgl

Das Redaktionsteam vom Umweltspiegel