Unterwegs mit dem Holländer Michel

Gibt es ihn noch, den Holländer Michel, und streicht er noch immer zuweilen durch den Schwarzwald, um habgierige Menschen auf seine Seite zu ziehen? Einige Gaggenauer Ferienspaßkinder machten sich mit Mitgliedern des Arbeitskreises Umwelt und Natur sowie der Stadtverwaltung im Bereich des unteren Eichelberges auf die Suche.

Zuerst erfuhren sie das Notwendige über die Sagengestalt wie sie Wilhelm Hauff in seinem berühmten Märchen „Das kalte Herz“ aus dem Jahre 1827 beschrieben hat, wie der riesenhafte Michel bei einem Holzherrn als Holzfäller und Flößer in Dienst trat, arbeitete für drei, dann aber die anderen Flößer überredete, das Holz auf dem Rhein weiter bis nach Holland zu bringen und den Mehrerlös unrechtmäßig selbst einzustecken, und dass erst nach seinem Verschwinden Untugenden und Laster im Schwarzwald Einzug hielten.

Die rund angelegte Bildeichhütte bot mit ihren Sitzgelegenheiten den richtigen Rahmen, um sich dann das eigentliche Märchen anzuhören, in dem auch die Lebensgewohnheiten der damaligen Schwarzwaldbewohner beschrieben werden, die ihren Lebensunterhalt weitgehend dem Holzbestand verdankten. Die einfachen Leute arbeiteten oft als Köhler und stellten in den Kohlenmeilern Kohle aus Holz her. Auch der „Kohlenmunkpeter“ führte solch ein bescheidenes Leben, mit dem er sich jedoch nicht abfinden wollte. Es gelang ihm, das Glasmännlein aus dem tiefen Tannenwald herbeizurufen, von dem er gehört hatte, dass es zuweilen Wünsche erfülle. Was er von diesem erhalten hatte, verspielte und verprasste er alsbald, sodass er schließlich das Angebot des unheimlichen Holländer Michels annahm. Grausig war der Handel, musste er doch sein pochendes Herz dem Michel im Tausch gegen einen kalten Stein überlassen. Fortan war er zwar reich und sorgenfrei, aber auch eben „herzlos“ gegen alle, bis es soweit kam, dass er seine gute Frau im Zorn erschlug. Nun griff das Glasmännlein noch einmal ein, ließ gewissermaßen Gnade vor Recht ergehen und verhalf dem reuigen Peter nicht nur, mit einer List dem Michel das Herz wieder abzunehmen, sondern gab ihm auch seine tot geglaubte Frau zurück.

Herbeigerufen durch das Vorlesen seiner Geschichte, erschien urplötzlich der Kohlenmunkpeter in Begleitung des Glasmännleins und ermahnte die Kinder eindringlich, sich an seinem Schicksal ein Beispiel zu nehmen und auf ein Herz aus Stein zu verzichten.

Aber auch ein weiteres Wesen wurde herbeigelockt. Mitten in Essenspause platzte kein anderer als der Holländer Michel selbst, hielt den Kindern ein symbolisches Herz entgegen und versprach Geld und Gut. Aber die waren vorgewarnt, chancenlos musste er sich wieder in seinen Wald zurückziehen.

Gegen Ende des Ausflugs traf man noch einmal auf eine Gestalt vergangener zeit. Ein ziemlich mitgenommener Wilderer, der nun endlich seine Strafe auf der Galeere abgearbeitet hatte, zeigte seine Fußschellen und ein Hirschgeweih, das man ihm als Strafe Auf den Kopf gebunden hatte.