Für Vogelfreunde ließ die Exkursion keine Wünsche offen. Gemeinsam hatten der Arbeitskreis Umwelt und Natur und der Heimatverein Bad Rotenfels am Muttertag zu einer Vogelwanderung in der Winkler Vorbergzone eingeladen. Bei strahlendem Sonnenschein – obwohl morgens um 7 Uhr die Temperaturen noch im niederen einstelligen Bereich lagen – war die Vogelwelt offenbar in der Stimmung, sich hören und sehen zu lassen.
Wie sich die Landschaft an diesem Frühlingsmorgen präsentierte, darf man sie getrost als Kleinod bezeichnen, schützenswert für Mensch und Tier. Lothar Peikert, der sich praktisch ein Leben lang mit der Vogelwelt beschäftigt hat führte nahezu vier Stunden durch das Gebiet. Alle Teilnehmer profitierten von seinem schier unerschöpflichen Wissen über unsere heimische Vogelwelt. Noch relativ neu auf dem Büchermarkt ist das Vogelbestimmungsbuch, das er mitgebracht hatte und das an diesem Vormittag weitere potenzielle Käufer gefunden hat. Was sein Exemplar von einem gewöhnlichen Bestimmungsbuch unterscheidet, ist der elektronische Stick, der – tippt man auf die entsprechende stelle – laut und deutliche die Vogelstimme der abgebildeten Art verlauten lässt. Dadurch lassen sich nicht nur die Vogelstimmen deuten, so mancher Vogel wird neugierig, zeigt sich oder antwortet jedenfalls.
Wie viele Vogelarten sich in dieser Landschaft aufhalten, war für den einen oder anderen kaum zu glauben. Man traf sowohl auf Bekannte aus dem eigenen Garten, andere waren zuweilen nur von Fotos aus der einschlägigen Literatur vertraut. Sie nun „live“ zu hören, war doch noch etwas anderes. So wurden mit Auge und/oder Ohr eingefangen: Star, Amsel und Singdrossel, nicht nur Blau- und Kohlmeise, sondern auch die Schwanzmeise, Mönchs- und Klappergrasmücke und selbstverständlich auch der Buchfink, das Rotkehlchen, den Haus- und Gartenrotschwanz und die Bachstelze.
Nicht ganz so häufig anzutreffen, aber an diesem Sonntagvormittag präsent, waren auch Zilpzalp und Fitis, Waldlaubsänger, Goldammer und Goldhähnchen, Kleiber und – als ausgesprochene Attraktion – der Wendehals. Auch Buntspecht und Pirol bewohnen die Gegend, letzterer ließ sich elektronisch herbeirufen und zeigte sich in seinem gelben Kleid wenigstens im Vorbeiflug.
Dank einer etwas „verbuschten und verdornten Insel“ inmitten der gepflegten Wiesen waren auch Neuntöter und Raubwürger als typische Heckenbrüter auszumachen. Diese beiden hätten sich im offenen Grasland nicht gezeigt und der Wunsch vieler Vogelliebhaber und Naturfreunde wäre, den Vögeln ein gewisses Refugium zu überlassen. Es soll nicht der totalen Wildnis das Wort geredet werden, die Pflege seines Geländes sei jedem zugestanden, aber der totale Kahlschlag nimmt vielen Vogelarten jede Möglichkeit zu brüten. Auch der Mensch würde ein Stück ärmer sein, wenn viele Vogelstimmen aus dem großen Orchester verschwunden wären. Der NABU (www.nabu.de) schlägt, um den Bestand des Neuntöters zu halten, unter anderem „die Förderung von extensiv genutztem Grünland, Streuobstgebieten, Brachen, natürlichen Waldsäumen und Trockenstandorten“ vor.